fragilität und beschützheit

Die kleine Reise. Für Jaco

 

Gestern traf ich eine Heuschrecke. Sie war eine wahrlich ansehnliche Vertreterin ihrer ihr nicht bekannten Gattung. Und im Gegensatz zum Baum, unter dessen Schatten sie den vor mir liegenden Gehweg dabei war, zu überqueren, war sie natürlich klein… doch im Angesicht meiner Vorstellung und Kenntnis von Heuschrecken war sie ziemlich groß und sie wirkte, als ob sie mir mit diesen disproportionalen Verhältnissen etwas mitteilen wollte. Genauer: sie verhielt sich auch sonst ungewöhnlich und das rief einige Leute auf den Plan.

 

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give peace a chance

 

 

Das Akrostichon ist Teil des Literaturprojekts Give Peace A Chance: Akrostichon for peace von Walter Pobaschnig | Literatur outdoors, Wien

 

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die sonnenblume

 

 

Würde man anfangen, mit einem Rotkehlchen über verschiedene Lebensentwürfe zu plaudern, würde es allerdings schon zuhören, und ganz bestimmt nicht aus Höflichkeit. Es wäre die essentielle Bereitschaft, ja, sogar Neugier, die eigene Aufmerksamkeit zu öffnen für eine energetische Ansprache via stummer oder akustischer Lautlichkeit – vorausgesetzt, der Lebensentwurfplauderer ist fähig zu empathischer Einstimmung.

Doch sollte ein Austausch in Gang kommen, schwängen ab einem bestimmten Moment

 

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die kleine sonne

hier encore

 

Ich konnte es erst nicht glauben, und wenn ich mir nicht im Laufe der Zeit angewöhnt hätte, meiner Wahrnehmung zu vertrauen durch so manche Verstörung hindurch, hätte ich mein Sehen glatterdings verworfen, doch – es war wahr. Ein paar Meter entfernt, ein paar Meter in gerader Linie entfernt – war

 

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dark matters

 

 

Vielleicht muten mir deshalb immer wieder die in Lichtgewittern von Monitoren erschauernden Fenster so unwirklich an, wenn ich ihrer gewahr werde – etwa bei einem Nachtspaziergang im Vollmondlicht. Da drinnen erlebt ihr was, ich kenne es auch. Und hier, unter freiem Himmel im Licht der,

 

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die anwesenheit als abgewetzter platz, 1 sundowner und 2 wahnsinns sonnenuntergänge

 

Auf dem Hinweg saß da ein Pärchen. Bzw. Frau neben Mann, roter Reisekoffer daneben lose abgestellt, sie zugewandt, er nicht so. Er Sonnenbrille, sie offenes, unglückliches Gesicht. Er casual dings, Jeans, schwarze Adidas Jacke, bequem, sie schicker Hosenanzug, beige. Sie irgendwie unter Stress, leichte Augenränder, dunkle lange Haare. Er ganz relaxed, doch kühl, trotz casual dings, ergrauter Strubbelkopf. Ihr hübsches Aussehen wie hinter einem Trauerflor, der unsichtbar ihr Gesicht überlagerte. Er – sah man nicht.

Oh, nicht so ein schönes Gespräch, wie mir aus dem Augenwinkel schnell ersichtlich war. Dann kurz

 

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die königin

 

 

Sie stand da wie ein kleiner Baum, unverrückbar in ihre Beratung eingelassen mit einem Paar, das vor dem Zigarettenautomaten stand und offensichtlich dieses Genussgift für sich erstehen wollte. Ihre Augen hielten den Blick der Gegenübers mühelos auf Kurs.

Ihre Haltung enthielt eine heilige Distanz zum Außen und doch war sie ganz präsent. Sie war weder servil, noch abweisend, sie wandte sich zu – voller Elan und Gegenwart. Sie war Gastgeberin und keine Dienstleisterin, sie war SCHÖN DURCH ANWESENHEIT. Dies da war ihr Raum, ihre Musik, ihre party. Intensiv, und mit einer selten gesehenen Würde erklärte sie die Basisvorgänge des Zigarettenziehens mit Altersfreigabe, während davor ein weiteres Pärchen

 

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lücke zum mut. jemand

 

 

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die stärke und schönheit des ephemeren

 

 

Gebannt verfolgte ich die kleine Szene, mitten auf der leeren Kreuzung, stieg vom Fahrrad und wollte alles umarmen und halten. Wenn wir nicht umarmen können, fotgrafieren wir und das wollte ich Kulturkind auch machen und eilte ein wenig umher, um

 

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a ghost song und die wahrhaftigkeit der collage

 

Danke, ich komme nun mit der Dunkelheit zurecht. Tatsächlich kann sie wahnsinnig schön sein. Es kommt auf das Licht an, dass man setzt, um sie zu erkennen.

Gestern war ich in der Feuerbachstraße. Durch eine Reihe von Umständen, die mich immer mehr dem wohl wichtigsten Satz Einsteins nächer bringen – „Gott würfelt nicht“ – (wirklich überhaupt nicht, sie ist nämlich kein bischen antik-frivol, füge ich hinzu), lande ich also mit der S1 in besagter Straße, deren Name die S-Bahn Station ziert, sowie auch ein paar Meter weiter eine Eckkneipe, allerdings heißt die Kneipe einfach Feuerbach und nicht Straße.

Das Etablissement gibt mir zu denken: So indianisch, besser Karl Mayisch der Name auf einmal. Not the same. Ein Feuerbach, der Feuerwasser mit sich führt? Hot? In this very way? Eine besondere Reise, vagues Abenteuergefühl durchrieselt mich, hey babe, take a walk on the wild side usw., you name it.

Ein bisschen wie vor einigen Jahren, als ich eine Liebhaberschaft mit einem exzellenten

 

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zeit ist ein ort, ein platz

 

Es war ein atemberaubend schöner trip, voller freundlicher Lächeln aller Entgegenkommenden, und überhaupt einer großzügigen Weite im Herzen des gesamten Raumes um mich her. Mildes Abendlicht funkelte allerorts und allenthalben, auf der Spree, im Glas und auf allen Flächen, die das Zeug dazu hatten. Wie zum Beispiel auf der

 

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die geheime box und der ungewöhnliche spannungsbogen

 

An der Ampel also komme ich zu stehen in meinem Energiefluss, der eben auch die Fahrradfahrt beinhaltet. Ich blicke auf und sehe das kleine Mädchen. Es kommt von links in die Szene gelaufen und starrt unverwandt auf die kleine Box in Ihren Händen. Die Box ist shimmering pink, ebenso wie die Farbe ihrer Turnschuhe, und bildet einen schönen Kontrast zu ihren schwarzen Haaren und ihrem dunklen Teint. Sie läuft als in mein Blickfeld

 

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when magic is involved, count me in

Für Jaco. Ein Ihmchen Denkmal

 

Diese Zeit der Pandemie ist in besonderer Weise dazu angetan, unsere Lebensauffassung zu befragen, anzuschauen… weil sie uns so unter Druck setzt und eigentlich in uns nur das überleben kann, was uns wirklich weiterhilft.

Bei mir ist es das, was ich liebe und wen ich liebe. Das Zauberhafte. Die Verbundenheit. Das ist es, weswegen ich hierher gekommen bin, auf die Erde. Des Zauberhaften wegen. Der zauberhaften Wege wegen. Wagen auch. Um Kunst zu machen, Kunst zu genießen, das Leben zu erforschen, viel Spaß zu haben… mit den Menschen, mit geliebten.

Das kann in sehr kleinen Ereignissen schon passieren… Ein song kann sofort alles herumreissen für mich. Ein Blick, in dem das ganz eigene Wesen des Gegenübers sich zeigt… ein Gespräch, eine gemeinsam gerauchte Zigarette. Da kann Magie da sein, in jeder Hinsicht. Dann ist das Leben zauberhaft. So, wie mit Jaco damals.

Damals, vorletztes Jahr. Ich war beunruhigt, ich hatte

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die frau, aus deren mund der mond kam

 

 

Kennst du sie? Pardon, kennen Sie sie? Sie scheint nicht allgegenwärtig, wegen der Allgegenbärtigkeit. Könnte man meinen, Kalauer halber. Ich kenne sehr liebevolle Männer mit Bart, nebenbei bemerkt. Ich habe sie gesehen in Potsdam einst, an einer Brücke vor dem Bahnhof. Es war ein atemberaubender und äußerst poetischer Moment. Er heisst Hauptbahnhof übrigens, genauer gesagt, ist aber eigentlich

 

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die liebesinsel

 

 

Ich mache ein paar Bilder mit meinem Telefon. Ich umrunde die Bucht, komme durch ein, zwei Wäldchen, gelange zu neuen Ufern mit Schattenwesen, die verzückt und gebannt in Lichtinseln schauen. Linkerhand erstreckt sich schmuckes Trabantenstadtgebiet, ein stummer, sich einander ähnelnder Wohlstand für alle teilt sich die Lage, schau.

Fast hätte ich meine Liebesinsel vergessen, das selbstgewählte Ziel für heute.

 

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when tenderness is involved, count me in

 

Die Welt versucht oft uns weiszumachen, was richtig und falsch, was gut und böse ist. Dabei ist es ganz einfach: Wer von ganzem Herzen zärtlich wie ein Kind sein kann, ist gut.

Diese Zartheit, dieses Licht wird oft erstickt in rigiden Ansprüchen und rustikaler Erwartungshaltung: Gut sei, wer anspruchslos ist und sich zurückhält. Wer erträgt und duldet. Wer nicht zu erkennen ist in seinem wahren Wesen, oder nur in einer sorgfältig zurechtgelegten Persönlichkeit. Zum verrücktwerden, das.

Lieber erzähle ich da also die kleine Geschichte vom Delfinkind, das eigentlich eine Robbe ist. Ein lieber Freund hat sie mir geschenkt, er hat sie selbst erlebt.

 

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mein orangenbäumchen sagt mir

 

 

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der instagram mond

 

 

Ich war hinwegs so mit fahren beschäftigt, dass der Raum sich verengte zu einer vergnüglichen Röhre, in der ich zu meinem Ziel glitt – nur um mich zu enttäuschen und etwas von Spiegelung, Licht und Essenz zu murmeln. Wer täuscht denn jetzt, fragte ich verärgert, der Weg oder das Ziel. Keine Antwort, sagten beide wie aus einem Mund, wir nennen das unisono.

 

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das

 

 

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die frauen [neubewertung des alleinseins, keine verschwommenheit]

 

Nicht dass es an den anderen Tischen jemand interessierte. Vielmehr habe ich es unvermeidbar allein gespürt, was an diesem Tisch mit der Liebe los war. Nämlich, dass sie nicht da war. Oder dass sie sich versteckte. Hinter den Rücken der Recken. Oder unter den Achseln der Frauen, oder in deren Beugen verschlüpfte, so dass sie es selbst nicht mehr bemerken, wie sie nicht mehr liebten und geliebt wurden.

 

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am besten picasso

 

 

Sie ging nicht ein und er war schon tot, deshalb konnte er sich nicht umdrehen und auch nicht den Hades sehen. Aber er haderte auch nicht damit, da er sie nicht retten wollte, das lag ihm fern wie eine Oase in der Antarktis, ein Palmwedel im Schnee, wie ein Fenster im See.

 

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der impuls [kleine liebesgeschichte]

 

 

Das gleißende Licht der sich nähernden Tankstelle verschlang die Dunkelheit der Umgebung samt allen amorphen Erscheinungen. Diese Diva mit ihrem Lichtkörper riss alle Aufmerksamkeit an sich und fraß meine Aufmerksamkeit einfach auf, sie wusste, was sie zu bieten hatte: schlicht die Umkehr aller Dinge.

 

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double feature

 

 

Ich versuchte, das Getöse zu ignorieren, mich auf das Wiedereinschlafen zu konzentrieren. Taub fiel und fiel ich wieder durch Gedanken, Bilder, Zeit und saß ihm in seinem Büro gegenüber: Er trank Tee mit einer dunkelhaarigen Frau, die ich kannte. Ihr weißer Frotteebademantel unterstrich die ambivalente  Stimmung familiärer Nähe und ihren Wunsch nach Anreiz und Erlebnis.

 

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übergang [zesel]

 

 

Ich schaute auf die leicht verrutschte, blonde Perücke mit dem Klämmerchen, das notdürftig den Scheitel in festen, dichten Plastiksträhnen hielt. Wache, warme Wieseläuglein glitzerten in einem gegerbten Gesicht.

 

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