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manfred schneckenburger
documenta Kassel, 1977 + 1987
Camping-Ödnis, revitalisiert, 2004
Seit 2000 malt Esther Horn Campingplätze mit Wohnmobilen und igluförmigen Zelten. Der Blick geht meist von innen nach außen, auf kargen Rasen, wo Fahrspuren verlaufen, sandige Platten vor sich trocknen und Pinienstämme paradieren. Segmente einer Landschaft, die sich zur Natur verhält wie botanische, topografische Kulissen zu einem ganzheitlichen, vielheitlichen Lebensraum.
Doch selten entlud sich soviel chromatische Vitalität in soviel Unnatur. So viel malerische Energie und räumliche Dynamik in ein letztlich künstliches, kommerzielles Surrogat. Selten verwandelte sich ein Sehnsuchtsrelikt in einen derart spannenden Blick nach draußen.
Denn Esther Horn malt alles andere als
ortrud westheider
Museum Barberini, Potsdam
Esther Horn. Farbhäute und Raumhüllen, 2003
Häute zarter Blütenblätter greifen Raum. Zeltplanen wölben sich, geben aus dem Inneren einen Blick nach Außen frei. Dort sieht man eine Landschaft mit Zelten und Wohnmobilen. Der gerahmte Ausschnitt suggeriert, dass diese Szene die Hauptsache sei. Doch nach einer Weile erkennt man, dass das eigentliche Ereignis dieser Bilder
rudolf krüger
Georg-August-Universität | Galerie Ahlers, Göttingen
Let's call it nature. Über die Arbeit von Esther Horn, 2016
Die Gemälde von Esther Horn zeigen eine aufregende, zeitgenössische und ganz neue Synthese von Gegenständlichkeit und Abstraktion, die Elemente von Tradition und Moderne aufgreift. Zeichnerische und malerische Mittel halten sich in dem Maße die Waage, wie sie in komplexer Reibungsenergie
rudolf krüger
Georg August university | Ahlers gallery, Göttingen
Let's call it nature. About the artwork by Esther Horn, 2016
Esther Horn’s paintings show an exciting, new and contemporary synthesis of figuration and abstraction while seizing elements of tradition and modernity. Graphical and painterly means are balanced inasmuch as they are positioned against one another, in complex energetic
massimo palazzi
DAC Galerie – De Simone Arte Contemporanea | Genua
Mean Shadow of a God, 2009
Eine besondere Form des schöpferischen Prozesses, der immaterielle Elemente in eigentliche Objekte transformiert, treibt seinen sinnstiftenden Spuk in dem gegenwärtigen Zustand der bildenden Kunst. Angesichts der Leichtigkeit, mit der Bilder heute produziert werden können, sagt uns diese Tendenz etwas von der Widerständigkeit sinnlicher Erfahrung gegenüber bloßer Erfindung
massimo palazzi
DAC gallery– De Simone Arte Contemporanea | Genua
Mean Shadow of a God, 2009
A particular kind of creative process transforming immaterial elements into actual objects haunts the current visual arts scenario. Given the ease with which images can be produced today, this trend tells about the persistence of sensory experience against the mere vision and can be considered as a symptomatic reaction to the spread
zero solaris
Zero Solaris an Esther Horn
Köln, den 2.10.2010
Liebe Esther,
[…] ich denke, dass es mir mit der Abbildung von „I want it“ erst einmal so ging wie vielleicht einem Fan von David Bowie in den Siebziger Jahren, dessen Platten sich von Mal zu Mal so weit veränderten, dass man sich erst wieder an das Neue daran gewöhnen musste. Gewöhnt hatte ich mich an die
zero solaris
Zero Solaris to Esther Horn
Cologne, 2nd October, 2010
Dear Esther,
[…] With your painting “I want it”, at first I felt a bit like a David Bowie fan in the Seventies, when every album was so different from the one before that you had to get used to the new each time. I was accustomed to the nightly images with cars, and to the gas station
tina lüers
Galerie Ahlers | Göttingen
Geschichtete Dunkelheit, 2008
Schichten von Dunkelheit finden sich im Übereinander zur Nacht. Versunkene Tiefe lagert am Grund, dunkelblau, mal braun, grün, selten ganz nachtschwarz. Inseln gleich schwimmen Farbfelder gleißenden Hellgelbs darauf. Ihr Schimmer erreicht die lichtlose Basis der
tina lüers
Ahlers gallery | Göttingen
Night Visions, 2008
Layers of darkness are gathered, one upon the other, yielding night. A sunken depth resides at the bottom, now dark blue, now brown, or green, rarely pitch black. Pads of glistening yellow are floating atop, like islands. Their gleam reaches the
josef spiegel
Stiftung Künstlerdorf Schöppingen
Zur Ausstellungseröffnung “Esther Horn. Malerei”, Kunstverein Unna, 2003
Ein zeichnerisches Experiment von einem Konzeptkünstler in den sechziger Jahren - ich glaube, es war Wolf Vostell - bestand darin, ohne Spiegel, ohne fotografische Vorlage und ohne Zuhilfenahme der Erinnerung oder der Phantasie ein Porträt von sich selbst anzufertigen, ein Porträt also, das nur aus dem besteht, was die eigenen Augen sehen können. Das ist, wenn sie es einmal selbst versuchen, nicht viel: ein Stück der Nase, der Augenhöhlen, mit Anstrengung ein Stück der Oberlippe oder der Backe. Wir sehen unser Gesicht ohne Widerpart nur in kleinen Ausschnitten. Gleichermaßen metaphorisch und metaphysisch formuliert, legt dies - auch im übertragenen Sinn - beinahe den Schluß nahe, dass wir uns nicht erkennen können, weil wir uns selbst so nahe sind. Die Forderung nach einer Trennung von Subjekt und Objekt zählt ja bekanntlich zu einer der wesentlichen Voraussetzungen wissenschaftlich Erkenntnis.
Wie viel leichter erscheint da doch oberflächlich betrachtet das Wahrnehmen und damit die Erkenntnis der Außenwelt, unser Gegenüber also, zu dem wir stets - ob gewollt oder nicht gewollt - eine Distanz haben. Doch ist dem wirklich so? Die heute hier ausgestellten Arbeiten von Esther Horn liefern für mich die besten Hinweise
wolfgang türk
Kurator der Ausstellungsreihe “in situ” Münster
Zur Ausstellungseröffnung “point of view”, 2002
Der Kunst des Porträtierens, jener mimetischen Abschilderung eines Gegenübers im Medium von Zeichnung und Malerei, wohnt immer ein Moment wachsender Vertraulichkeit, ja behutsamer Intimität inne: Mit jedem Strich schwindet ein Stück Fremdheit, erwächst aus der geduldigen Bereitschaft des Modells und dem abtastenden, vorsichtig nachhaltenden Blick des Künstlers jene nicht wiederholbare, aus Raum und Zeit gelöste Situation des Kunstschaffens.
Esther Horns Skizzenbücher sind sorgsam geführte Dokumentationen dieser künstlerischen Lust