DER IMPULS (Kleine Liebesgeschichte)

 

Das gleißende Licht der sich nähernden Tankstelle verschlang die Dunkelheit der Umgebung samt allen amorphen Erscheinungen. Diese Diva mit ihrem Lichtkörper riss alle Aufmerksamkeit an sich und fraß meine Aufmerksamkeit einfach auf, sie wusste, was sie zu bieten hatte: schlicht die Umkehr aller Dinge. Ihr Selbstbewusstsein war betörend, einladend und köstlich. Erleichtert und irgendwie, ja, elektrisch aufgeladen rollte ich mit meinem Begleiter unzweifelhaft elegant in dieses erleuchtete Eiland und sah erschrocken meinen lieben Golf im kalten Strahl des Lichts einen zögerlichen Schatten bilden.

Gleichmäßig näherten wir uns dem riesigen Parkplatz der Anlage, der nahezu leer war. Orangenes Licht der vereinzelten hohen Laternen wärmte still den schwarzen, regennassen Asphalt.

Durch die Windschutzscheibe sah ich laut und deutlich leuchtend den fast vollen Mond. Die Unruhe der Nacht trieb lose Wolkenwände in seine Richtung, milchige Schleier, die sich einem infiniten Formspiel hingaben.

Der Moment, den wir Beide einfach sitzen blieben, war von seltsamer, ungreifbarer Nähe. Etwas Bedeutsames stand bevor, und obwohl wir uns nicht kannten, niemals zuvor gesehen hatten, verband uns ein gemeinsames Innehalten, davor.

Fast gleichzeitig lösten wir unsere Gurte. Beim Aussteigen empfingen uns im nächtlichen Wind knatternde Plastikplanen an der Rückwand des Gebäudes, vermischt mit dem donnerndem Stakkato des Metallzugs einer wild auf ihre stählerne Haltung einschlagende Fahne.

Der starke Wind fuhr in Böen über den Platz, fuhr uns an wie eine alte Frau, die über ihr Leben erbost ist und nicht aufhören kann zu schreien. Na komm, dann gehen wir jetzt rein. Fügte er zärtlich seine warme Stimme dem Klang der Nacht hinzu.