ZERO SOLARIS
Liebe Esther,
[…] ich denke, dass es mir mit der Abbildung von „I want it“ erst einmal so ging wie vielleicht einem Fan von David Bowie in den Siebziger Jahren, dessen Platten sich von Mal zu Mal so weit veränderten, dass man sich erst wieder an das Neue daran gewöhnen musste. Gewöhnt hatte ich mich an die Nachtbilder mit den Autos und an die Tankstelle (die als Abbildung ja schon seit einigen Jahren hier in der Wohnung hängt), auf ein Bild ohne Auto und ohne irgendetwas, das an Menschen erinnert, war ich nicht gefasst.
Dennoch ist das natürlich eine ganz klare und auch logische Entwicklung: die Straßenkreuzer sind in der Nacht verschwunden, aber ihr Geist ist in der Landschaft umso stärker spürbar. Die Nachtlandschaft ist für mich mit einer Art metallischen Energie aufgeladen.
Das ist eine spannende Transformation, die auch an Science Fiction erinnert. In „Solaris“, dem Roman von Stanislav Lem geht es ja um diesen riesigen Ozean, den die Forscher – allerdings vollkommen ergebnislos – untersuchen, weil sie ihn für ein intelligentes Lebewesen halten. Wie diese Intelligenz beschaffen ist, wird dann nicht aufgeklärt, das Geheimnis bleibt gewahrt.
Was bleibt, ist der Eindruck einer „intelligenten handelnden Landschaft“, einer gebündelten Energie, von der jedoch nicht gesagt werden kann, ob sie böse oder gut ist, weil diese Kategorien das Phänomen nicht erfassen. Einen ähnlichen Eindruck vermittelt mir „I want it“. [...]