Für Jaco. Ein Ihmchen Denkmal

english version below

 

 

 

Diese Zeit der Pandemie ist in besonderer Weise dazu angetan, unsere Lebensauffassung zu befragen, anzuschauen… weil sie uns so unter Druck setzt und eigentlich in uns nur das überleben kann, was uns wirklich weiterhilft.

Bei mir ist es das, was ich liebe und wen ich liebe. Das Zauberhafte. Die Verbundenheit.

Das ist es, weswegen ich hierher gekommen bin, auf die Erde. Des Zauberhaften wegen. Der zauberhaften Wege wegen. Wagen auch.

Um Kunst zu machen, Kunst zu genießen, das Leben zu erforschen, viel Spaß zu haben… mit den Menschen, mit geliebten.

Das kann in sehr kleinen Ereignissen schon passieren… Ein song kann sofort alles herumreissen für mich. Ein Blick, in dem das ganz eigene Wesen des Gegenübers sich zeigt… ein Gespräch, eine gemeinsam gerauchte Zigarette.

Da kann Magie da sein, in jeder Hinsicht. Dann ist das Leben zauberhaft. So, wie mit Jaco damals.

Damals, vorletztes Jahr. Ich war beunruhigt, ich hatte spätnachts entdeckt, dass ich ein Schmuckstück verloren hatte auf dem Heimweg. Damals habe ich noch geraucht, ab und an. Ich eilte auf die Straße, um irgendwo bei jemandem eine Zigarette zur Beruhigung zu erfragen und dann den Schmuck zu suchen. Ich wusste ungefähr, wo ich zu suchen hatte und radelte zügig in diese Richtung. Als ich am Zionskirchplatz ankam, war da eine einzelne Gestalt im Dufflecoat, die per App ein Leihfahrrad aufschloss und schon von Weitem damit sympathisch wirkte. Ich gesellte mich kurz dazu und erkundigte mich nach eben einer Zigarette.

Eine Zigarette? Ja gerne, Moment, ich auch, ach, wo habe ich sie denn… nicht im Mantel, nicht in der Tasche, wo sind sie denn… hab sie wohl in der Wohnung gelassen. Ich fahre jetzt schreiben. In einer Bar, ich kann gut schreiben, wenn es laut ist. Ich schreibe Miniaturen. Also, ich eher, wenn es ruhig ist… bitte? Du schreibst Miniaturen?? Ich auch! Seit 1 Jahr etwa. Glaub ich zumindest… oder schon länger? Nee, 1 Jahr, stimmt. Ich schon viel länger, schon immer, wenn ich schreibe, sind es eher Miniaturen. Und Gedichte, kurze Texte. Ach toll! Kann ich die irgendwo lesen? Ach, keen Intanet nischte, magste nicht, da veröffentlichen? Ich schon. Nein, ich halte alles handschriftlich in einem Buch fest. Super, faszinierend. Ach, ne Zigarette jetze… Nee, ich find sie nicht! Und das Fahrrad schließt auch nicht auf… Mist, wir müssen Zigaretten holen, haha. Lass uns zum Rosenthaler Platz fahren, da ist noch ein Kiosk auf, den kenn ich. Komm, da die Straße runter ist noch ein Fahrrad. Moment, ich muss eben noch beim Fahrradaufschließen mit den Polizisten da vorne ein Gespräch über die Bücher anfangen, die ich bei mir habe. Spannend, ich mach mit. Ja, das Fahrrad hier geht auf, super, lass uns los.

Wir brausen durch die milde Spätsommernacht durch den Weinbergpark, unter der Trauerweide – aka Mangrovenbaum, von uns getauft – durchgesaust, InstantGeschwister, die wir waren. Kleine Reise war direkt angesagt… erst zum Kiosk, wo Jacomo, so hieß er, mir und sich Zigaretten kaufte. Und ich ihm meine Malerei zeigte, so gut es ging, auf meinem smartphone. Die ist wunderbar! Das muss gefeiert werden… lass uns zusammen zur Bar, ich lad’ dich ein, auf einen Gin Tonic. Er war grosszügig, von Anfang an. Wir waren entzückt und redeten die ganze Nacht, über unsere Kunst, unsere Familien, unsere Lieben, unser Leben eben. Beide lieben wir sehr Django Reinhardt. Er war ein fantastischer Schriftsteller, Atemberaubendes zeigte er mir an Text, und dass, obwohl er gerade 25 Jahre wurde, einige Wochen darauf. Unsere Freundschaft fing in dieser Nacht an und sollte nur ein paar Monate Erdzeit währen. Den Reisenden zog es über den Winter auf eine thailändische Insel und von dort kam er nie zurück. Von seinem besten Freund, der wie ein Sommermonat heisst, erfuhr ich, dass mein SeelenBruder unter mysteriösen Umständen auf die andere Seite gegangen war. Ich bin bis heute untröstlich und traurig darüber… doch unsere Freundschaft ist seitdem nur noch tiefer geworden. Liebster Jaco. Das Schmuckstück hatte ich ganz leicht am nächsten Tag gefunden. So wie alles ganz leicht ist, wenn Magie und echte Verbundenheit wirkt.

Das Licht ist dann einfach besser.

 

 

 

 


english version

Dedicated to Jaco. An Ihmchen memorial

 

 

 

This period of the pandemic is particularly apt to questioning and looking at our view of life … as it puts us under such pressure that only remains what truly persist to help us along.

For me, it’s what I love and who I love. The magical. Conectedness

This is what I came here for, on earth. Because of the magical. To make art, to enjoy art, to explore life, to have a lot of fun … with my people, with loved ones.

That can happen in very small events … One song can yank around everything in a minute for me. A look that shows the other person’s soul … a conversation, a cigarette smoked together. There can be magic in every way. Then life is magical. Just like with Jaco back then.

Back then means the year before last. I was in trouble that night as I discovered l that I had lost a piece of jewelry on my way home. At that time I still smoked, now and then. I hurried out into the street to ask someone for a cigarette to calm myself down and then look for the jewelry. I knew roughly where to look and headed in that direction, biking.

When I arrived at Zionskirchplatz, there was a single figure in a duffle coat who unlocked a rental bike via an app and made a personable impression already from afar. I joined briefly and asked about a cigarette.

A cigarette? Oh yes, wait a minute, me too, oh where do I have ´em … not in my coat, not in my pocket, where are they … I guess I left them in the apartment. I’m going to write now. In a bar, I can write well when it’s loud. I write miniatures… Oh, me rather in stillness… sorry? Do you write miniatures?? Me too! For about 1 year. I think at least … or has it been for longer? No, 1 year, that’s right. I’ve been for a lot longer, always when I write, it’s more like miniatures. And poems, short texts. Oh great! Can I read it anywhere? Oh, you don’t like to publish them in the internet? Me, I do… No, I handwrite everything in a book. Great, fascinating. Oh, really, I’d like to smoke now … No, I can’t find them! And the bike doesn’t unlock either … Shit, we have to get cigarettes, haha. Let’s go to Rosenthaler Platz, there is another night store open, I’m sure. Come on, there’s another bike down the street. Wait a minute, while I am unlocking my bike, I have to start a conversation with the police officers over there about some books I have with me…Exciting, I’ll join! Yes, now this bike is ready, great, let’s go.

We breeze through the mild late summer night through the Weinbergpark, whizzing under the mangrove tree how we called the weaping willow, instant_siblings that we were. A little adventure we got started right away … first to the store, where Jacomo, as his name was, bought cigarettes for me and himself. And I showed him my painting as best I could on my smartphone. How wonderful, love it! That has to be celebrated! Let’s go to the bar together, I’ ll offer us a gin tonic. He was generous from the start. We were delighted and talked all night about our art, our families, our loved ones, our lives. We both love Django Reinhardt very much. He was a fantastic writer, the texts he showed me were breathtaking, and that, although he had just turned 25, a few weeks later. Our friendship began that night and was only to last for a few months of earth time. The traveler was drawn to an island in Thailand over winter and never came back from there. From his best friend, who is called like a summer month, I learned that my soul brother had gone to the other side under mysterious circumstannces. I am heartbroken and sad about it to this day … but our friendship has only grown deeper since then. Dearest Jaco. I found the piece of jewelry very easily the next day. Just like everything is very easy when magic and real connection is at play.

The light is simply brighter then.